Neues zu den Chroniken

„Im Untergrund arbeiten“ bedeutet immer auch, langsam arbeiten. Wir würden gern die Chroniken besser und schneller bearbeiten, drucken und verteilen, doch angesichts der Gefahren, die eine Entdeckung mit sich brächte, dürfen wir nichts überstürzen.

Ich bin jedoch stolz, euch mitzuteilen, dass wir die ersten Exemplare noch in der kommenden Saison verteilen können. Freundinnen, bald ist es soweit und die Geschichte von Anna und Jacek wird zum Wort, das wir vernehmen können.

Diese erste Auskopplung der Chroniken soll „OBEN – UNTEN“ heißen. Oben und unten, weil sich die Welt scheinbar einmal auf den Kopf gestellt hat. Es ging so schnell, dass wir Frauen dabei den Kopf und damit unsere Erdung verloren haben. Unsere Orientierung ging in den Wirrungen verloren.

Ich brauche euch nicht zu erklären, wie sich unsere Welt veränderte. Welche vermisst nicht die alte Liebestragödie Romeo und Julia, wenn sie statt dessen diese Lesbierversion Julia und Juliette lesen muss. An unkorrigierte Fassung von den alten Schmachtfetzen heranzukommen, ist inzwischen genauso schwierig geworden, die korrigierte Geschichte so zu entschlüsseln, dass man ihrer habhaft werden kann. Heute machen sich viele Feminista daran, im Auftrag der Forschung, die alten Märchen in ihrer Ursprünglichkeit zu erzählen, den Frau Holle ist nicht nur eine Gute-Nacht-Geschichte, sie ist Teil der Erzählung von der Großen Göttin, der Muttergöttin in Form der alten Weisen. Diese Geschichten sollen dann die Mythen wie Odysseus ersetzen! Es muss schon immer so gewesen sein, dass die Siegermächte die Geschichte umgebogen, weitergestellt und verschoben haben. Ist es jemals um so viel Grad geschehen?

Liebe Schwestern, bitte erhaltet mit uns auch diesen Teil der Wahrheit, so gut es geht. Was wäre die Wahrheit ohne ihre perspektivische Vielfalt?

Eure Emma